Auszeichnung Beispielhaftes Bauen „Stuttgart 2015 – 2019“

Begründung der Jury:

Für die Bewohner und Nutzer von Gebäuden sind Fassaden wie eine zweite Haut, für das umgebende Quartier wie die Garderobe. Wie aber hat man sich im städtischen Kontext zu „kleiden“? Auskunft dazu gibt das Deutsche Haus. Die neuen Fassaden des Eckhauses respektieren die alten und sind sorgfältig hergestellt, hell und freundlich wirken sie in die beiden Straßen hinein. Wohltuend reduziert und dezent angeordnet wurden bei der Gelegenheit die Werbetafeln. Voilà: Das Deutsche Haus zeigt sich nun zeitgemäß, zeitlos, beispielhaft.

Objektbeschreibung:

Fassaden-Sanierung eines Bestandsgebäude im innerstädtischen Bereich: In den 1950er Jahren entstand das Deutsche Haus aus vier eigenständigen Gebäuden als markantes Eckgebäude mit einer einheitlichen Natursteinfassade aus Travertin. Diese Fassade, mit für heutige Anforderungen nicht mehr geeigneten, jedoch seinerzeit üblichen, relativ dünnen Fassadenplatten musste im Jahr 2016 saniert werden.
Das Gebäude erhielt dabei im Erdgeschoss wieder eine Natursteinfassade, jedoch aus hellem portugiesischen Kalkstein mit einer einladenden Ausstrahlung und einer feinen Haptik. Die neue großzügige und raumhohe, durch gute Ausleuchtung transparente Schaufensteranlage ersetzt die kleinteiligen Schaufenster und unterstützt damit die Öffentlichkeit des Gebäudes. Der Ladeneingang „Yeans Halle“ bekommt nun ein großzügiges Vordach.
Mit den überhöhten Schaufenstern und dem Verzicht auf weitere Vordächer werden im Erdgeschoss Kontakte geschaffen. Gestaltete Werbeelemente an der Fassade weisen darüber hinaus auf die Inhalte des Gebäudes hin.
In den Obergeschossen wurde die bestehende Natursteinfassade durch einen feinstrukturierten Putz auf Wärmedämmverbundsystem ersetzt. Die differenzierte Tiefe der Fassade wurde hier erhalten und mit einem neuen Beleuchtungskonzept intensiv herausgearbeitet. So bleibt die Fassadenstruktur auch am Abend präsent.
Das Gebäude kommt als Baukörper zur Geltung und stellt nun als Ganzes zusammen mit dem Innenraum eine neue Beziehung zu seiner Umgebung her.
Die Quintessenz der Sanierung ist der respektvolle Umgang mit der Grundstruktur des Bestandsgebäudes, um den formalen Ausdruck der gestalterischen Idee der Fassade zu erhalten bzw. zu intensivieren.

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Auftraggeber: Deutsches Haus AG
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Standort:
Tübinger Straße 15

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Fotografin Antje Quiram
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Tragwerksplanung/Prüfstatiker: Boll + Partner
SiGeKo: GefAS.SÜD
Bauphysik: rw Bauphysik
Brandschutz: Ingenieurbüro Riesener GmbH & Co.KG